Gott ist Brasilianer – von Eckhard Ernst Kupfer*
Die einzige ist, wenn irgendwo zuviel Regen fällt, aber das geschieht ja schon seit vielen Jahrhunderten und da Gott sich nicht um alle Vorsorge kümmern kann, hätten dies eben die Menschen regeln müssen. Sprich Schutz und Abflusswege bauen, auch wenn es nur alle paar Jahre geschieht.
Dabei steht doch schon in Mose 1, Vers 27: “und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn…..”. Wenn wir nun diesem Bibelauszug folgen, sollte der Mensch der verlängerte Arm Gottes auf Erden sein und sich hier um die Details kümmern, die Gott alleine nicht alle erledigen kann. Wenn man aber die Menschheit ansieht, so ist sie doch weit entfernt Gottes Ebenbild darzustellen,im Gegenteil sie verhält sich in vielen Fällen wie ein unerzogenes Kind, das allen Anweisungen und Ratschlägen zum Trotz genau das Gegenteil tut. Irgendwo muss da auf dem langen Weg zwischen Himmel und Erde etwas schief gelaufen oder von dritten Mächten beeinflusst worden sein.
Wenn aber Gott Brasilianer sein soll, dann sollte eigentlich der Brasilianer am ehesten Gottes Ebenbild darstellen. Diese spezielle Auffassung scheint derzeit der ehemalige Präsident Lula zu haben, denn von seiner kürzlichen Verurteilung zu über neun Jahren Haftstrafe hält er überhaupt nichts, im Gegenteil er sei doch der ehrlichste Mensch im Lande und somit am ehesten ein Ebenbild Gottes. Da kann die Justiz machen was sie will, da können die Beweise und Zeugenaussagen noch so drückend sein, Lula fühlt sich nur Gott untergeordnet, denn er nimmt die Überschrift wörtlich, wenn Gott Brasilianer ist, dann ist er mindestens sein Sohn und kann folglich nur von ihm bestraft werden.
Da wird es die Justiz sicher noch sehr schwer haben ihr Urteil durchzusetzen, denn Lula steht über der Justiz, nur Gott kann ihn verurteilen und der läßt noch eine gewisse Zeit dazu und beobachtet den Prozess von oben. Nur wenn er einmal zuschlägt, dann wird es keinen Einspruch dagegen geben. Aber ob Lula dann still bleibt, das weiß man noch nicht.
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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