Die I-Food Gesellschaft - Eckhard Ernst Kupfer*

Diese Generation seiner Tochter war dann die Big-Mac Generation. Es reichte sich mit Fastfood vollzustopfen um keine Zeit zu verlieren, denn mit dem American Way of Life „time is money“ schwappte auch diese Ernährungswelle über alle Kontinente. Immerhin ging man noch zu McDonald oder Burger King, stand Schlange und kaufte sich seinen Hamburger. Das ist heute ziemlich vorbei. Man ist wieder anspruchsvoller und noch bequemer geworden. Zunächst begann es mit der Pizza, diesem eigenartigen Abendvergnügen in vielen Ländern. Es ist schon selbstverständlich, dass diese ins Haus gebracht wird, zwar nicht immer so frisch und warm wie im Restaurant, aber dafür isst man bequemer.

Doch die junge Generation ist wieder wählerischer geworden. Dank dem Lieferdienst I-Food kann man heute von der Feijoada über Sushi bis zum Churrasco und Fondue alles frei Haus erhalten. Kein kochen mehr, kein Abspülen und kein zeitaufweniger Restaurantbesuch wo man sich mit Fremden in einem Raum befindet. In der Zeit der Pandemie geradezu eine perfekte Lösung.

In einer Stadt wie São Paulo, hat sich damit auch der Strassenverkehr geändert, es gibt nun eine zwei Klassen Fahrweise, die Autofahrer, die sich an rote Ampeln und Geschwindigkeitsbeschränkungen halten, und die Motorradfahrer im Lieferdienst, die ja per Fahrt bezahlt werden, da sind Ampeln und Geschwindigkeitsbeschränkungen nur Hindernisse, sie werden einfach nicht beachtet. Dementsprechend hat sich der Verkehr verändert. Die Raser mit ihren roten Boxen auf dem Rücken schiessen durch Lücken, kreuzen Fahrbahnen, benützen Geh- und Radwege nur um das so begehrte und bestellte Abendessen an den Feinschmecker zu bringen, der sehnsüchtig im Schlafanzug darauf wartet.

Dass dieser neue Versorgungsdienst aber eine neue Berufskategorie erfand, ist vielen nicht bewusst. Diese Motorradler sind selbstständige Unternehmer, für jeden Auftrag  vom Restaurant und vom hungernden Esser kontraktiert und erhalten eine Gebühr für ihren Dienst. Lohnsteuer, Kranken und Sozialversicherung, Ferien und geregelte Arbeitszeit, das kennt man als Unternehmer nicht. Der intelligente Vermittler ist nur eine Plattform die vermittelt zwischen Restaurant und Kunden.

Nachdem die Gruppe der Motorradauslieferer inzwischen bemerkte, dass damit nicht viel zu verdienen ist und sie alles Risiko selbst tragen, beginnen sie mit Streiks und sozialen Forderungen. Wer kann es ihnen verdenken, denn auch die Bequemlichkeit sollte ihren Preis haben.