“ E daí” – Presidente? - von Eckhard Ernst Kupfer*

In seinen täglichen Presseansprachen die der brasilianische Präsident gestern, am 28.4. gab, antwortete er auf die Frage was die Regierung angesichts der steigenden Infektions- und Todesfälle unternehmen würde, mit der mittlerweile schon berühmt-berüchtigten Antwort: “E daí, quer que eu faço o quê? Sou Messias, mas não faço milagre.” 

Man hat von Politikern schon viel unsinnige Aussagen gehört, so wie beispielsweise im Jahr1978 von dem zukünftigen Präsidenten General Figueiredo: “O cheirinho de cavalo é melhor do que do povo. ” Und nun ist es wieder ein ex-Militär der Aussagen macht die eines Präsidenten einfach nicht würdig sind.

Nur im Falle Figueiredos war es seine persönliche Meinung und der Ausdruck seines Geruchssinn, man hätte damals auch schon fragen können: warum bleibt er dann nicht im Pferdestall? Heute aber befindet sich Brasilien in der grössten Gesundheitskrise seit mehr als einhundert Jahren. Der unsichtbare Virus springt wie ein jojo-Spiel durch die Luft und setzt sich an jedem fest der ihm gerade über den Weg kommt. Brasilien steht mittlerweile in der Todesrate an 10. Stelle weltweit und hat in realen Opfern bereits China übertroffen. Wenn es so weitergeht ist zu befürchten, dass Brasilien bald an zweiter Stelle nach den USA ankommen wird, denn die Zahlen der europäischen Länder sinken während in Brasilien der Höhepunkt noch nicht erreicht ist.

Krankenhäuser sind überfüllt, Notaufnahmekliniken bald ebenfalls, es fehlt an allem, Masken, Beatmungsgeräten, Einrichtungen für Intensivstationen, Ärzten und Krankenpflegern, ja in Manaus schon an Särgen. Und dann stellt sich der Präsident, der seines Namens wegen ein Messias sein will neben das Problem und meint: was kann ich dafür, was wollt ihr dass ich mache?

Mein Gott wie weit ist es mit Brasilien gekommen, geführt von einem unfähigen Präsidenten, der keine Lösung für das Gesundheitsproblem hat, es noch nicht einmal ernst nimmt und meint, Menschen sterben eben, irgendwann wird es auch mich erwischen, das sei eben Gott gewollt. Kein Wort des Bedauerns, des Mitgefühls, des Einsatzes für eine schnelle Verbesserung des Versorgungssystems in den Krankenhäusern.

Die ehemalige Ministerin und Präsidentschaftskandidatin Marina Silva schrieb in ihrem Blog: Entweder ist er nicht mehr zurechnungsfähig oder aber total gefühlskalt. Vielleicht auch beides. Dazu kommt noch, dass sein neuer Gesundheitsminister sich mehr damit beschäftigt die Statistik zu überprüfen, anstatt die Gesundheitsversorgung in Ordnung zu bringen.

Wieder einmal sind wir in einer Situation, nicht das erste mal, dass Brasilien überleben muss, trotz seiner Regierung.


*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
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